Wie ein Fast-Theologe mit viel Sinn für Zahlen der Kirche hilft (2024)

Brandenburg an der Havel

Wie ein Fast-Theologe mit viel Sinn für Zahlen der Kirche hilft

Wie ein Fast-Theologe mit viel Sinn für Zahlen der Kirche hilft (1)

Matthias Reichelt engagiert sich vielfältig in der Evangelischen Kirche in Brandenburg an der Havel und im Kirchenkreis Mittelmark Brandenburg.

Quelle: Beate Lindauer/EKMB

Matthias Reichelt hat 1990 den Zentralen Runden Tisch aufmischt, wechselte vom DDR-Außenministerium zur Angestellten-Akademie und hilft heute im Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg, wo er kann.

Brandenburg/H. Matthias Reichelt lebt mit seiner Frau seit 2018 in Saaringen, einem malerischen Dorf direkt an der Havel. Auf dem angrenzenden Acker werden im Herbst Kartoffeln und Gemüse für die eigene Küche geerntet.

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Sein Bass ertönt in der Brandenburger Stadtkantorei, als Ansprechpartner im Weltladen der Stadt Brandenburg koordiniert er die Ehrenamtlichen, im Förderverein Saaringer Dorfkirche organisiert er Konzerte in der Kirche und bringt sich aktiv in der Kirchengemeinde und im Gemeindekirchenrat Klein Kreutz ein. „Kirche war uns immer wichtig. Wir haben uns im Chor und dem Gemeindeleben beteiligt“, erzählt er ganz selbstverständlich.

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Berufsausbildung „Maschinenschlosser - Landtechnik mit Abitur“. Abitur, das war sein Ziel. „Das war die schlimmste Zeit meines Lebens“, spürbar berührt spricht er von seiner Zeit im Internat im brandenburgischen Müncheberg. „Ich hatte die vormilitärische Ausbildung verweigert, war nicht in der FDJ, habe einfach nicht alles mitgemacht. Kaserniert als nicht linientreuer junger Mann, gab es für mich in dieser Zeit nichts zu lachen“.

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Die ständige Schikane, Aufforderungen, sich zu beugen und einzureihen, haben bis zum Ende der Ausbildung nicht nachgelassen. Standhaft steht Matthias Reichelt die Zeit durch.

Studium der Theologie in Berlin begonnen

Mit seiner regimekritischen Haltung war die Suche nach einem Studienplatz nicht leicht. 1972 begann er sein Theologiestudium am Sprachenkonvikt in Berlin. Seine kreativen Ideen, seine jugendliche Unbekümmertheit und sein Elan rückten ihn ins Rampenlicht der Aufmerksamkeit der Studienleitung.

Als Teilnehmer einer von der Polizei eskortierten Kerzenprozession in Parkas, begleitet durch gesungene lateinische Hymnen, kam es zum ersten Verweis. Der zweite folgte, als Reichelt mit Studienkolleginnen und -kollegen in barocke Gewänder gekleidet mit Straßenbahn und Bus zur standesamtlichen Trauung zweier Mitstudierenden fuhr.

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Wiederholungstaten führten „eigentlich“ zur Exmatrikulation, die aufgrund des drohenden Militärdienstes für Matthias Reichelt aufgehoben und mit einem Strafsemester „Gemeindepraktikum“ belegt wurde. Mit dem Moped trieb er für das Kirchliche Verwaltungsamt Eberswalde Kirchensteuer ein und schmiss schließlich nach 14 Semestern sein Theologie-Studium hin.

Nach einer Übergangsphase zwischen Kindererziehung, Alter Musik und Baubrigade landete er durch den Tipp einer Freundin beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR als Ökumene-Referent in der Reisestelle. Über seinen Tisch gingen sämtliche Reiseanträge.

Staatssekretär für Kirchenfragen in der DDR

Der Staatssekretär für Kirchenfragen hatte darauf stets einen kritischen Blick und Matthias Reichelt musste gut argumentieren und nachweisen, wenn ein Reisepass nach anfänglicher Ablehnung doch noch ausgegeben werden sollte.

Mit der Wende 1989 kam unter anderem die Reisefreiheit und Matthias Reichelt wechselte mit seinem damaligen Chef an den Zentralen Runden Tisch. Als Leiter des Arbeitssekretariats des Runden Tisches begleitete er die Gespräche am Runden Tisch und sorgte dafür, dass alles rund lief. „Plötzlich arbeitet man mit Menschen zusammen, die früher Gegner waren“, fügt er hinzu. „Es war eine kurze, intensive, verrückte und interessante Zeit, die mit der Volkskammerwahl im März 1990 bereits Geschichte war.“

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Eine Stippvisite zur SPD-Fraktion in der Volkskammer war von kurzer Dauer und ein neues Kapitel begann. Bis zum Beitritt der DDR zur BRD stieg Reichelt als Referatsleiter im Außenministerium ein und organisierte die Arbeit neu. Hier herrschte neben der neuen Leitung des Ministeriums auch noch der alte Apparat und die alten Seilschaften weiter.

IM und OibE der Stasi entlassen

Viele Beschäftigte im Außenministerium waren auch Stasi-Mitarbeiter. Sie agierten nicht nur als Inoffizieller Mitarbeitende (IM), sondern rund 300 von ihnen waren Offiziere im besonderen Einsatz (OibE). Eine seiner ersten Aufgaben war es zu Anfang, zusammen mit dem Personalleiter die fristlosen Entlassungen vorzunehmen.

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In der Saaringer Kirche organisiert Matthias Reichelt unter anderem Konzerte. Foto 2023

Quelle: Beate Lindauer/EKMB

Schon vor dem Beitritt am 3. Oktober 1990 war klar, dass die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DDR-Außenministeriums nicht übernommen werden und ohne Arbeit dastanden. Was tun mit denen, die plötzlich keine Arbeit mehr hatten? Sie brauchten eine Perspektive.

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Noch vor dem Beitritt im September 1990 starteten die ersten Info-Veranstaltungen mit Weiterbildungsangeboten und Matthias Reichelt stieg in diese spannende Arbeit ein. Von Anfang an begleitete er diesen Prozess. Er war Gestalter, Organisator, Weichensteller und baute bis zu seinem Ruhestand 2018 an den Strukturen der Weiterbildungsarbeit der Deutschen Angestellten-Akademie, zunächst in Berlin, später in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Für den Kirchenkreis in Brandenburg an der Havel

Durch seine Mitarbeit als Prüfer der Jahresabschlüsse der Brandenburger Innenstadtgemeinden hatten gute Beobachterinnen ein Auge auf ihn geworfen. Seine Affinität zu Zahlen, aber auch seine fast 14-jährige berufliche Erfahrung in den Bereichen Rechnungswesen, IT und Controlling prädestinieren ihn für seine heutigen Aufgaben im Kirchenkreis.

Sein theologisches Wissen, seine Verbundenheit mit der Kirche, seine Liebe zur Kirchenmusik und seine Lust, aktiv mitzugestalten, unterstreichen seine Eignung.

Seit November 2022 ist Matthias Reichelt Vorsitzender der Arbeitsgruppe Haushalt und Finanzen des Kirchenkreises. Hier bringt er ehrenamtlich seinen Sachverstand ein und meint schmunzelnd: „Nach meinen ersten Einschätzungen sind die Finanzen im Kirchenkreis besser als ihr Ruf.“

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Die Autorin dieses Beitrags ist Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Evangelischen Kirchenkreis Mittelmark Brandenburg.

MAZ

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